Solingen am 5. August 2023, kurz vor 18 Uhr.

An der Tür von Armin Tofahrns »Philosophenhütte«, die er vor Jahren mit eigenen Händen im Garten errichtete und wo er immer wieder Menschen willkommen heißt, klopfte ich an. Ein freundliches »Herein«! Der Literat und selbsternannte Solinger »Vorstadtphilosoph« schaute dann von seinem Skript auf, begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln: »Hallo, Kay!« Es war mollig warm. Der künstliche Kamin war angeschaltet, niedrig loderte dessen Flamme – und Armin Tofahrn saß in Schluffen bei der Eingangstür. Sogleich setzte ich mich ihm gegenüber auf ein Sofa.

Auf die erotischen Verwicklungen in seinen Prosatexten war ich wieder gespannt. Diese Texte sind, wie mir schon bestens bekannt war, intelligent und unterhaltsam geschrieben. Sehr wahrscheinlich würde es einiges zu lachen geben. Auch an diesem Abend hatte er ja zu einer Lesung dieser Texte eingeladen. Geistreicher Humor ist meistens zu erwarten. Das Allzumenschliche!

In die Hütte im hinteren Garten seines Anwesens passen etwa zwölf Personen. »Zwei haben abgesagt. Wir werden sechs in der Hütte sein!« teilte er mir mit. Schon hatte ich meinen Notizheft gezückt und harrte der weiteren Gäste, die da kommen würden. Ich machte die ersten Fotos.

Es dauerte wahrlich nicht lange, ein freudiges Miteinander begann. Das bestand schließlich darin, der Stimme eines talentierten Unterhalters zu lauschen. Sie allein schon, möchte ich sagen, bannt den Zuhörer. Zwar war Armin Tofahrn an diesem Abend nicht ganz so gut in Form wie während seiner »SexNäpfchen«-Pilotlesung etwa einen Monat zuvor, doch aus den gelesenen Sätzen sprach eben überzeugend seine persönliche Philosophie, die der Gefühlswelt des Individuums einen sehr hohen Rang einräumt.

In den vorgelesenen Geschichten über verschiedene Beziehungen zwischen den Geschlechtern kann alles gewissermaßen nur schiefgehen. Es lag sicher am vom Autor dargestellten Alltäglichen der erotischen Gefühle und einer durchaus seltsamen sexuellen Praxis, die vielerlei Möglichkeiten des Sich-Verhaltens offenlässt. Missverständnisse und Irrtümer kommen zum Zuge.

Armin Tofahrn greift die Realität der deutschen Gegenwart auf, wodurch natürlich eine Kritik am Wesen des Menschen und am Geschlechterverhalten zum Tragen kommt. Wenn er seine Texte liest, wirkt alles wahrhaftig, nicht belehrend oder steril oder irgendwie intellektuell abgehoben. Manche der Geschichten aus seinen »SexNäpfchen« sind, so teilte er während der Lesung am 5. November mit, nicht nur fiktiv.

Jedenfalls erreichte er an diesem gemütlich-frohen Abend in seiner Hütte den Zuhörer auch deswegen, weil er auf seine Zuhörer in einer direkten, freundlichen Art einzugehen wusste. Geschichten, Geschichten, Geschichten: Ob eine Geschichte im Swingerclub spielt, die er vom Handy ablas – oder ob eine andere, betitelt mit »Freude im Birkenhof«, in einem katholischen Altenheim verortet ist. Sexualität findet allerorten statt. Armin Tofahrns Humor und Ironie und Kritik kommen auch bei einer Figur wie »Marlies«, die in einem Tantra-Kurs aktiv wird, nicht zu kurz!

Eine Frage, die ich mir an diesem Abend stellte, war übrigens: Wo endet die Literatur, wenn über Sexualität geschrieben wird? Ich stellte sie Armin Tofahrn an diesem Abend nicht, weil mir klar war, dass es ihm vor allem darum ging, dass seine Prosatexte ganz unmittelbar auf jeden einwirken. Weil er mit seiner Art als Mensch das literarische Lesen selbst zu einer Kunst macht.

Nun, jedenfalls sollte man sich niemals auf gedankliche Pfade begeben, auf denen Stereotypen gepflegt werden, Lebensansichten niedergemacht, das eine gegen das andere Geschlecht ausgespielt wird. Armin Tofahrn ist eben nicht so! Er ist nämlich ein friedfertiger und ein freundlich-humorvoller, doch auch ein kritischer Realist der Literatur, finde ich. Jemand, der gerade die einfach gestrickten Zeitgenossen mit einem humorvollen Esprit wahrnimmt und auch so darstellt!

Er ist nicht nur Mitglied im Freien Dt. Autorenverband/NRW, sondern auch in der »Solinger Autorenrunde und Freunde« und in der Gruppe »Dichter-Nebel«, zudem im Freundeskreis Düsseldorfer Buch ’75 e. V.

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Photos © Kay Ganahl 2023