Literatur im Wald: Digitale Lesung des FDA NRW – AutorInnen in und beim Diederichstempel

Veröffentlicht von Kay Ganahl am 3. Mai 2021 in Literarische Aktivitäten

»Tür an Tür/3 vor 12« heißt die vom Deutschen Literaturfonds geförderte Lesungsreihe, deren dritte Lesung der Freie Deutsche Autorenverband, Landesverband NRW durchzuführen hatte.

Als mir Manfred Luckas, unser NRW-Landesvorsitzender, telefonisch davon berichtete, sah ich die Chancen, die mit der Durchführung der Lesung verbunden waren. Der Landesverband NRW erhielt das Thema »Der Wald-Mythenhort und Sehnsuchtsort«. Der Münchener Franz Westner, Autor, Agenturinhaber und Ehrenpräsident des Freien Deutschen Autorenverbandes (Bundesverband), auch 1. Vorsitzender des FDA-Landesverbandes Bayern, ist der Supervisor von allen Landesveranstaltungen.

Eine Chance ist ja darin zu sehen, dass sich im Rahmen des Förderprogramms »Neustart Kultur« (Dt. Literaturfonds) auch Kulturschaffende, eben literarisch Tätige an die ganz speziellen Bedingungen für Lesungsorganisation (Kontaktbeschränkungen/Hygienebestimmungen) angesichts von Corona anpassen können. Die Kultur braucht das Leben, das Leben braucht die Kultur.

Corona wird auch den AutorInnen keinen Schlusspunkt setzen können. Es geht darum, die digitalen technischen Möglichkeiten so gut wie möglich in den Literaturbetrieb einzubauen. Auch so lässt sich kreativ arbeiten.

Thema Wald. Was wir in unserer Zeit vor allem über den Wald wissen: Es gibt Probleme. Der Klimawandel macht ihm zu schaffen. Aber er ist noch ein Rückzugsgebiet für Menschen und Tiere, zumal ein wichtiger Ort des Wirtschaftens.

In einer guten thematischen Bandbreite wurde digital »Der Wald-Mythenhort und Sehnsuchtsort« vor der Videokamera gelesen: Annette Oppenlander und Martina Hörle, beide aus Solingen und FDA-NRW-Mitglieder, als Solinger Gastautor Andreas Erdmann, der wegen der Corona-Problematik in Tirol/Österreich weilte (deshalb eigene Videos aus Österreich mailte), auch der Moderator und Autor Kay Ganahl vom FDA-NRW.

Sie waren die Hauptpersonen während der Dreharbeiten im und beim Diederichstempel oberhalb des Brückenparks Müngsten, Solingen, wo am Samstag 17.4.2021 ab 11 Uhr der Videograf Paulo Borutta aus Köln kompetent und engagiert Szenen kreativ filmte.

Etwas behindert von rasenden Mountainbikern und Wanderern, spielte er vor Ort den unverzichtbaren Part. Was in den Räumlichkeiten des Wermelskirchener Tagungshotels Maria in der Aue nicht mehr möglich war, musste nunmehr im Freien bei sonniger, aber kühler Witterung ablaufen und erst einmal »in der Kiste landen«. Es war so natürlich nicht das geplante Live Event Streaming.

Später wurde das Video im Internet gestreamt, die Aufzeichnung, nämlich zum alten vorgesehenen Termin 25.4., 11.57 Uhr. Die Diederichstempel-Lesung konnte nicht total live im Internet gesendet werden. Wer allerdings am besagten Sendetermin bei YouTube direkt oder auf der Webseite des FDA Bundesverband die Aufzeichnung sah, erlebte durchaus Literatur, als wäre er höchstselbst mitten im Wald.

Der Wald als Hort der Elfen und Feen und Hexen und Waldschrate, der vielfältigen Mythen in Geschichte und Gegenwart: Menschen brauchen Mythen, die sie weitererzählen und sich an ihnen weiden. Die sie einfach schön, atemberaubend, also unterhaltsam und deshalb wichtig finden! In denen der Sinn des Waldlebens, aber auch seine Absurditäten, »gehortet« werden. Das sind vor allem Mythen, in die die ganze Fantasie des Menschen Eingang findet, weil er vom Wald und seinem geheimen, rätselhaften Leben unglaublich angeregt wird. Wenn er es denn wirklich so denkt und empfindet. Denn die Gefühle des Menschen sind dafür ausschlaggebend … aber auch als Ort der Sehnsucht von Menschen, die der Zivilisation überdrüssig sind und Alternatives, das in ihren Augen viel Bessere, im Wald suchen; andere Menschen, die aus diversen, vielleicht wenig schmeichelhaften Gründen Unterschlupf im Wald gesucht und gefunden haben. Der Gründe gab es in der Geschichte viele. Und heute ist es nicht viel anders. Wenngleich die Sensibilität für die ökologische Problematik heutzutage weitaus größer ist.

Es gibt viele interessante, berückende Phänomene, die der Wald in Deutschland, ja in der ganzen Welt für die Menschen bereithält – als Hort für Mythen. Der Wald spricht, historisch gesehen, Bände über die Zivilisation des Menschen, über seine technischen und zivilisatorischen Errungenschaften, doch auch über sein Versagen. Aber auch gerade über das, was die Menschen so an ihm fasziniert: Er ist nach wie vor auch der Ort für Sehnsucht.

Weitere Informationen, besonders zu den literarischen Beiträgen von Hörle, Oppenlander, Erdmann und Ganahl (Moderation, Sachtexte, Videoclips) können Zeitungsartikeln entnommen werden, die inzwischen veröffentlicht wurden, nämlich 1. Im Solinger Tageblatt Printausgabe und Solinger Tageblatt digital; derselbe Artikel erschien auch in der Rheinischen Post. 2. in Das SolingenMagazin.

Zu sehen ist das Video direkt bei YouTube oder auf der Seite des FDA Bundesverband.

Photos von »Literatur im Wald« (zum Vergrößern klicken)

Photos »Setup« & »Martina Hörle« © Annette Oppenlander 2021
Alle anderen Photos © Kay Ganahl 2021

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