Inmitten der Schönheit historischer Architektur

Veröffentlicht von Kay Ganahl am 18. Juni 2023 in Literarische Aktivitäten

AutorInnen aus NRW lasen in der Altstadt Lenneps zu »Alt, aber oho!«

Remscheid – eine Industriestadt im Bergischen Land.

Nach dem Literarischen Rundgang in Remscheid-Lennep saßen wir, einige AutorInnen und Gäste, in einem der Kaffeehäuser auf dem Alten Markt zusammen – in der in ihrer Grundstruktur mittelalterlichen Altstadt des »Bergischen Barock«.

Wir ließen das gerade Erlebte Revue passieren, wie es ja auch oft und gern nach gelungenen literarischen Veranstaltungen der Fall ist. Es war ein verkaufsoffener Sonntag in Lennep. Im FDA NRW und auch bei den Rheinautoren, zu ihnen gehören vor allem aus Düsseldorf und von der »Rheinschiene« stammende KollegInnen, wird der Geselligkeit Zeit eingeräumt.

Die Altstadt Lenneps wurde Monate zuvor als Ort für einen Literarischen Rundgang mit dem Motto »Alt, aber oho!«, der vom FDA NRW und den Rheinautoren veranstaltet wurde, ausgewählt. Der Adventsspaziergang in Lennep im Dezember 2022 hatte in einer eher unangenehmen Witterung stattgefunden, endete dann noch recht zufriedenstellend im Deutschen Röntgenmuseum Remscheid in der Schwelmer Straße. Mit einiger Überzeugung wurde die historische Altstadt Lenneps für die Realisierung weiterer literarischer Vorhaben auserkoren.

*

Die Temperatur an diesem Sonntag 11. Juni 2023, 15 Uhr, war glücklicherweise nicht zu hoch. Petra Lötschert von den Rheinautoren und vom FDA NRW sichtete ich als erste. Als wir uns trafen schien prall die Sonne – aus den verschiedenen Ecken des Mollplatzes stießen AutorInnen und Gäste zu uns. Meine Schwester und ihre Freundin aus Solingen kamen auch herbei. Und offenbar war der Treffpunkt Mollplatz in Remscheid-Lennep ziemlich gut gewählt. Auf diesem Platz konnte man sich nicht verfehlen. Dann kam auch noch eine größere Gruppe von Gästen dazu. Das nahm sich gleich zu Beginn vielversprechend aus. Denn die ersten Eindrücke zählen bekanntlich bei solchen literarischen Veranstaltungen viel. Sie führen dazu, dass eine gute Stimmung entsteht. Oder vielleicht doch keine so gute.

Wie viele Gäste kamen wurde nicht gezählt, doch es war sicherlich eine ansehnliche Zahl, worüber jeder, der eine solche Veranstaltung organisiert, froh sein kann.

*

Mehrere Punkte in der historischen Lenneper Altstadt waren festgelegt worden, wo jede Autorin/Autor lesen konnte. Das Motto war klar vorgegeben, sonst wurde jede gestalterische Freiheit gewährt. Bezüglich der Lesedauer gab es die Mindestzeit von 10 Minuten, die jeder für seinen literarischen Textbeitrag beim Vorlesen im Freien zur Verfügung hatte. Faktisch war es, wie so oft bei »Freiluft-Lesungen mit Spaziergangscharakter«, dass mehrere AutorInnen gegen 15 Minuten lang lasen. Dies war angesichts der Qualität der Werke, schon wegen des Unterhaltungswertes für die Gäste, durchaus wünschenswert.

Nach dem Willkommensgruß und erklärenden Sätzen, worum es sich bei diesem Rundgang handelte und auch schon die Route im Groben vorzeichnend, lief Organisator Kay Ganahl voraus, um in der Straße »Am Schellenberg« mit einem durchaus freundlich gehaltenen Text zum sozialen Verhalten eines Menschen zu lesen, der mit seinem Leben im hohen Alter zufrieden sein kann. Zudem stellte er sein neues Buch vor. Mit der Künstlerin und Autorin Maria Stalder aus Mettmann wurde auf der breit angelegten Straße Am Thüringsberg – flankiert von einer beeindruckenden Häuserzeile mit alten Villen, auch »Speckviertel« genannt – der Rundgang fortgesetzt. Sie ist für ihre expressionistisch angehauchten Gemälde, aber eben auch für Lyrik bekannt, die einen Zuhörer und Leser in problematische Gefühlswelten mitnimmt. Mehrere Bänke luden die AutorInnen und Gäste zum besinnlichen Sitzen und Zuhören ein. Bäume spendeten hier Schatten. Als nächstes brillierte Elke Seifert aus Düsseldorf-Garath einige Meter weiter Am Thüringsberg. Auch hier konnte eine theaterähnliche Atmosphäre aufkommen. Sie las an diesem sonnigen Nachmittag mit eher verhaltenem Schwung, da doch die gesetzte Themenstellung mehr beim Ernst als bei der Heiterkeit angesiedelt war.

Die beiden Solingerinnen Remy Matelot und Martina Hörle kamen dann auch bald zum Zuge. Zwischen den Häusern des alten, beschaulichen Lennep mit der dichten anheimelnden Atmosphäre, die man von vielen deutschen Altstädten kennt, mitten auf einem kleinen Platz, begann Martina Hörle mit einem kuriosen Text, in dem sie einen alten Reifen thematisierte. Sie wird in Solingen und anderswo für ihr literarisches Wirken sehr geschätzt, was auch daran liegt, dass sie menschliche Eigenheiten und diverse Begebenheiten mit einigem Humor, nicht selten von einer gewissen Schrägheit gekennzeichnet, kreativ verarbeitet und den Lesern und Zuhörern übergibt. Ihr dichterisches und darstellerisches Talent kommen natürlich besonders während ihrer öffentlichen Lesungen zusammen. Sie ist eine alte Größe, die seit vielen Jahren hie und da anzutreffen ist. An diesem Nachmittag folgte ihr in der Reihe der VorleserInnen einige Meter weiter an einer Wegbiegung die Mittdreißigerin Remy Matelot, deren geistreiche und auch fröhliche, dynamische Art die Menschen in ihre Texte hinein nimmt. Sie ist übrigens eine begeisterte Steampunkerin, die auch in Verkleidung öffentlich in Erscheinung tritt.

Den Schlusspunkt setzte die Düsseldorferin Petra Lötschert, die Leiterin der »Rheinautoren«, einer mittlerweile doch recht bekannten lockeren Gruppe von AutorInnen und anderen Kulturschaffenden, welche in Düsseldorf und in dem weiteren Einzugsgebiet der Landeshauptstadt von NRW ansässig sind. Sie ist von Beruf Heilpraktikerin und leitet eine Naturheilpraxis in Düsseldorf.

Petra Lötschert las am Lenneper Gänsebrunnen, nicht weit entfernt vom Deutschen Röntgen-Museum. Umringt von Gästen und AutorInnen wurde anschließend von Kay Ganahl, dem Organisator des Rundgangs, allen ein herzliches Dankeschön gesagt. Und man ging guter Dinge auseinander.

Ja, so war es: Die Mehrzahl der AutorInnen und ein paar Gäste versammelten sich um einen der Tische eines Kaffeehauses auf dem Lenneper Alten Markt, um den Tag mit einiger Zufriedenheit ausklingen zu lassen. Das rege Treiben der Menschen auf diesem Platz regte zu Beobachtungen an …

Photos (zum Vergrößern klicken)

Photos © Kay Ganahl 2023
Photo Kay Ganahl © Petra Lötschert 2023

---------------