Auschwitz und Exil – Kirche und Kunst in Köln-Vingst / Teil 1

Veröffentlicht von Dr. Manfred Luckas am 24. Januar 2025 in Literatur im Kontext

Am Montag, dem 27. Januar 2025, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. 80 Jahre nach Auschwitz fühlen sich wieder viele Deutsche von rechtsextremen und rechtspopulistischen Aussagen und Standpunkten angesprochen. Vor diesem Hintergrund macht sich die katholische Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in Köln Vingst/Höhenberg vom 12. Januar bis 23. Februar, dem Tag der Bundestagswahl, mit ihrem Projekt 80 Jahre Auschwitz – ein künstlerisches Plädoyer für Mitmenschlichkeit und Toleranz auf den Weg. Einen Weg, der es, thematisch bedingt, nicht immer leicht macht, den ein kluges Ausstellungskonzept aber einfühlsam und kundig ebnet. Und ein Weg, den St. Theodor nicht alleine gehen muss, wird die Initiative doch von renommierten Kooperationspartnern wie dem Verein EL-DE-Haus unterstützt. Das ideelle und kreative Engagement der Gemeinde ist dabei allgegenwärtig – nicht zuletzt dank der Kölner Künstlerin Beate Steven, die als Ansprechpartnerin für den Kunstraum von St. Theodor fungiert. Der wurde beim Bau der neo-brutalistischen Betonkirche, entworfen von Paul Böhm und geweiht 2002, nämlich gleich mitgedacht. Und so begegnet uns das Leben von Anita Lasker-Wallfisch, der Cellistin von Auschwitz, ebenso in Wort und Bild wie Leben und Widerstand der Heldin von Auschwitz, Mala Zimetbaum, deren Biografie 2023 unter Federführung der Historikerin Barbara Beuys bei Suhrkamp erschienen ist.

Am 19. Januar war der Leipziger Künstler Sven Bergelt mit seiner Installation Großer Gott wir loben dich – eine Relektüre vor Ort und in einem Gespräch, das der Kölner Autor Thomas Dahl moderierte. Bergelt will mit seinem Projekt für die Wirkmächtigkeit der Sprache sensibilisieren, aber auch für die stetige Gefahr ihrer Instrumentalisierung und Manipulation. Mit Verfahren der quantitativen Sprachanalyse rückt er dem Phänomen zu Leibe, dass in der NS-Zeit Worte des evangelischen Gesangbuchs, die nicht in den Sprachduktus der NS-Ideologie passten – vor allem hebräischen Ursprungs – durch solche, die unterstellt deutschen bzw. »arischen« Tugenden entsprachen, ersetzt wurden. Begriffe wie Demut oder Barmherzigkeit verschwanden, stattdessen loderten in den Kirchenliedern Heldenfeuer oder wurden Hermannsschlachten geschlagen.

Am 7. Februar wird aus St. Theodor mittels eines interaktiven Theaterprojekts und unter dem Titel Begegnungen im Exil für ein paar Stunden das Café Atara – das Café in Jerusalem, das damals für viele geflohene deutsche Jüdinnen und Juden ein wichtiger Treffpunkt wurde, darunter auch für Arnold Zweig und Else Lasker-Schüler: Leben und Schreiben im Exil eben. Bericht folgt …

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