Das Aussterben der Menschheit: Die Lesung in Monheim am Rhein

Veröffentlicht von Kay Ganahl am 17. August 2022 in Literarische Aktivitäten

Ute Mrozinski schlug vor, zum Thema »Stirbt die Natur, stirbt der Mensch – die Kette bricht auseinander« eine literarische Lesung zu organisieren.

Wir hatten ein angeregtes Video-Gespräch bei »60 Minuten – Das Literarische Gespräch« im Internet, welches im Rahmen des Freien Dt. Autorenverbandes/NRW stattfand. Ich fand die Idee des Themas ausgezeichnet – und wie! Denn es ist das große Thema unserer Zeit, darf nicht unterschlagen werden. Auf keinen Fall vergessen, in diesen Monaten der starken Erderhitzung schon gar nicht! Wir erfahren es täglich …

Es handelt sich um den wissenschaftlichen Zusammenhang von Klimawandel/Ozonloch und Biodiversität bzw. Artensterben. Dazu kommen noch einige andere Naturveränderungen, die das »Gesamtsystem der Natur« aus dem Gleichgewicht bringen.

Die Situation ist offensichtlich kritisch, betrifft jeden Menschen, jedes Lebewesen, die ganze Natur auf der Erde!

Am Montag 15. August 2022 gegen 15 Uhr trafen wir uns zu der öffentlichen Lesung in der Bibliothek der Stadt Monheim am Rhein: Armin Tofahrn, Martina Hörle, Kay Ganahl aus Solingen; Petra Lötschert aus Düsseldorf und Ute Mrozinski aus Monheim am Rhein – allesamt Mitglieder des FDA NRW.

Diese Lesung fand als »Buch am Montag – Extra«, einem wöchentlichen Literaturtreff der Monheimer Bibliothek statt. Frau Cornelia Gellwitzki-Müller, eine lokale Größe in der literarischen Organisationsarbeit, sei für ihr Engagement vor Ort hier schon gedankt!

Von Ute Mrozinski (Eingangsrede), Kay Ganahl (2 Texte), dann wieder Ute Mrozinski, hierauf Martina Hörle, Armin Tofahrn und Petra Lötschert wurde aus eigenen Werken einiges Interessantes dargebracht, dessen inhaltliche Fixierung auf das Überleben der Menschheit angesichts eines früher oder später drohenden Untergangsszenarios gegeben war.

Ganahl überzeugte mit seiner Sachlichkeit und alltagsbezogenen Fantasie, Ute Mrozinski mit einprägsam-drastischen Formulierungen, die jede für sich beeindruckend wirken, einen in ihren Bann ziehen. Sie verdeutlichte insbesondere, wie wichtig die Wandlung des Kollektivbewusstseins der Menschheit hin zu einem »Wir sind auch nur eine Art von vielen!« ist. Martina Hörle kam mit dem unterhaltsamen Humor, Wortwitz und dem Geist, die sie besonders auszeichnen. Armin Tofahrn, in die Bilder seiner Fantasie verliebt und mit einem großen natürlichen Charisma ausgestattet, unterhielt das Publikum wieder vortrefflich. Er bekam am meisten Applaus. Petra Lötschert lieferte alsdann die Poesie für die Heilpflanzen, die sie offenbar sehr schätzt – und die im Alltag zu verwenden für uns oft richtig sei.

Nach einer Pause der freundlichen Geselligkeit mit den Gästen gab es einen weiteren Durchlauf mit literarischen Beiträgen der AutorInnen, die vor Ort noch extra spontan ausgewählt wurden.

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Die Zeit drängt.
Oder Eine Erde
Kurzer Abriss von Kay Ganahl, den er in Monheim vorlas

In Mitteleuropa kommt es einem im Hitzesommer manchmal so vor, als würde es schon subtropische Lebensbedingungen geben …

Für alles gibt es Ursachen und Gründe.

Das Aussterben der Menschheit. Ein Thema von dieser Wichtigkeit – und die meisten deutschen Bürger dürften es zumindest »auf dem Schirm« haben – muss öffentlich besprochen, diskutiert und kulturell verarbeitet werden. Die Literatur eignet sich dafür vortrefflich.

Der Mensch war und ist der Dominator, stirbt aber auch aus

Der Mensch ist nur ein Lebewesen von enorm vielen.

Geht es darum zu erfassen, dass die Menschheit als eine von vielen biologischen Arten in der Milliarden Jahre andauernden evolutionären Entwicklung, aussterben wird?! Ja, es ist nämlich im Grunde klar, die Menschheit wird irgendwann auch ihr letztes Lüftchen ausatmen!

Sie ist die weitaus dominanteste Art in der Erdgeschichte, jedenfalls mit der Bildung von großen menschlichen Zivilisationen auf der Erde. Und das hat dazu geführt, dass die anderen, unterworfenen Arten, Tiere, zunehmend Probleme gehabt haben, sich gegen die Menschheit zu behaupten. Der Mensch ist sehr dominant, beherrscht die Erde. Ganz besonders in den vergangenen Jahrhunderten des wirtschaftlichen und technischen Fortschritts mit beispiellosen Erfolgen.

Der Mensch ist zwar nur ein Lebewesen … eine Art wie viele, jedoch die bislang einzige Art mit den Fähigkeiten und Mitteln zur Schaffung von Zivilisationen, aber auch, und dies ist wichtiger denn je, zur Zerstörung derselben! Er kann andere Arten zerstören, aber auch sich selbst …

Werden und Vergehen, also Entstehung und Untergang, gehören zusammen, bedingen einander, können ohne das andere gar nicht sein. Natürlich: Leben oder Tod?

Die Anpassungsfähigkeit der Art macht das Überleben immer wieder möglich. Doch auch: NACH DEM MENSCHEN MÜSSEN WEITERE, NEUE ARTEN KOMMEN. Es wird auch eine weitere dominante Art geben müssen, damit die Erde als Ganzes fortleben kann.

Wir könnten uns damit zufriedengeben, ach, der Mensch ist gekommen, also wird er irgendwann auch wieder gehen. Das ist der Lauf der Zeit, es liegt an der Natur der Erde. Doch auch, gewissermaßen als Aufgabe der Evolution, stellt sich die Frage des Überlebens einer Art! Des Wann und des Wie und des Wo.

Was Jahrtausende lang eifrig verfolgt wurde, nämlich als Handlungsziel der Erfolg des Menschen, der darin bestand und besteht, das Materielle über das Ideelle und Menschliche und eben das LEBEN AN SICH zu stellen, wird immer fragwürdiger!

Der Mensch als Zerstörer

Die Menschheit ist faktisch dazu fähig, so die Naturwissenschaftler, die sich eingehend damit befasst haben, die Lebensbedingungen vieler existierender Arten so zu verändern, negativ-zerstörerisch, dass diese aussterben, wodurch binnen kurzer Zeit, in Jahrzehnten, das ist absolut neu und durch die Zivilisation des Menschen verursacht, die Erde als Ganzes zerstört werden könnte. Auch die Menschheit, so sie sich nicht extraterrestrisch retten würde –

Am schlimmsten von allem ist also, dass es großes Massensterben von Arten geben könnte. Wann? Hat es nicht schon begonnen?

Der Kausalzusammenhang ist äußerst komplex und kompliziert, für einen Nicht-Naturwissenschaftler, der eben nicht vom Fach ist, nur begrenzt nachvollziehbar.

Ja, die Zeit drängt

Wir wollen uns doch noch viel länger halten!

Radikale Veränderungen in der Lebens- und Arbeitsrealität der Menschen müssen überall vorgenommen werden! Ob diese Erkenntnis schon alle Menschen haben?

Wahr ist, dass die Zeit drängt! Noch hat sich kaum Verzweiflung, hat sich keine Panik breitgemacht. Das ist auch gut so. Aber Ignoranz, Gleichgültigkeit und Desinteresse in Bezug auf die Notwendigkeit einer Transformation in ein weltweites, die Natur erhaltendes Ökosystem dürfen nicht mehr sein –

Tatsache ist, wir wissen nicht, wann das uns Selbstverständliche, Liebgewonnene, die alten Lebensgewohnheiten und die erwünschten Profite der alten Geschäftsmodelle in den Volkswirtschaften, umkippen werden!

Vermehrt auftretende Naturkatastrophen wegen des Klimawandels mahnen zum schnellen Entscheiden und Handeln an. Wann wird das Gesellschaftssystem – Gesellschaftsordnung, Wirtschaftsordnung, Kultur etc. als Subsysteme –, wie wir es kennen, zusammenbrechen?

Die Anzeichen, dass es dazu kommen wird, sind sehr deutlich, einfach unübersehbar. Sicher ist das den zahlreichen Fachwissenschaftlern, besonders den Klimaforschern und Biologen, zu verdanken, die seit Jahrzehnten darüber forschen und über das Erforschte auch berichten. Das sind Menschen, die die internationale Öffentlichkeit informieren, um nicht zu sagen aufklären.

Aber nicht jeder will die evolutionäre biologische Entwicklung bis hin zu dem Zusammenbruch des Gesellschaftssystems erkennen – Menschen neigen dazu, wenn sie mit etwas sehr Negativem, aber mit eigenen Augen nicht recht Nachvollziehbarem konfrontiert werden, es zu ignorieren, klein zu reden oder sogar zu verleugnen. Vielleicht wird die heutige Gesamtsituation von vielen noch nicht ganz begriffen:

Es wird dazu kommen, wenn nicht gezielt und massiv die Entwicklung gestört, möglichst gebrochen wird, so dass die Menschheit gerettet werden kann! Dies ist eine Entwicklung, ein Entwicklungsprozess – ein ziemlich harmloses Wort für ein Vorwärts auf einer Zeitschiene, auf der der Prozess immer schneller vonstattengeht. Der Prozess begann mit der Bildung der großen Zivilisationen der Menschheit.

Angesichts des andauernden Wütens des Coronavirus und eines gegenwärtig stattfindenden Angriffskrieges in Europa ist das eine gewaltige Herausforderung an die Politik.

Für den Untergang der Menschheit und vielleicht der ganzen Erde braucht es keinen Einschlag eines Asteroiden aus dem Weltall oder einer weltweit grassierenden Pandemie … und was sonst noch denkbar wäre!

Aber wir wollen uns doch so lange wie möglich ERHALTEN!?

Photos von der Lesung (zum Vergrößern klicken)

Photos © Kay Ganahl 2022

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