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Das Geschenk oder Graue Riesen in der Großstadt
»Zur Rettung des Rechtsstaats bin ich bereit, alles zu opfern, sogar den Rechtsstaat.« Das Brisanteste steht manchmal im Paratext. Dass das fiktive Zitat des fiktiven deutschen Bundeskanzlers Hans Christian Winkler, diesem Buch vorangestellt, sehr bewusst auf das momentane politische Geschehen Bezug nimmt, dürfte von Gaea Schoeters durchaus beabsichtigt sein. Denn eines ist bei der Autorin, die im letzten Jahr mit ihrer Trophäe den deutschsprachigen Buchmarkt so umgepflügt hat wie ein rasender Nashornbulle die Savanne, absolut sicher: Verharmlosung ist ihre Sache nicht. Und wirkt ihr neuer Roman – von Lisa Mensing wieder wunderbar aus dem Niederländischen übertragen – auf den ersten […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Stone Pigeon oder Wem gehören die Tauben
Einen undotierten Preis soll ich erhalten. Die Institution will ein Zeichen gegen den Kommerz-Kram setzen. Vorbildlich. Gut für das Kunst-Amt. Schlecht für mich. Ich lehne ab. Ich schreibe Gedichte. Klebe Bücher … Was ich machen würde mit einem Preisgeld? Essen kaufen. Wer Kunst macht, soll ein romantisches Ideal hochhalten. Nicht über Geld reden in einer Vierundzwanzig-Stunden-kapitalistischen-Welt. Ein wenig beobachten. Noch weniger stören. Nicht essen. Scharf getaktete, ungemütliche und provokant-zitierfähige Statements wie diese findet man auf der Seite Süper Depresyon – Die einsame Kolumne von Lütfiye Güzel. Güzel stammt aus Duisburg, lebt und schreibt ebenda, aber auch in Berlin und erhielt 2014 […]
Den vollständigen Eintrag lesen »10. Literarischer Wandertag am 24.08.2025 in Hilden
Zum zehnten Mal trafen sich Autorinnen und Autoren des FDA NRW und anderer Organisationen, um an einem Literarischen Wandertag teilzunehmen. Der erste Wandertag fand im Jahr 2015 in Solingen statt. Er führte von Solingen-Unterburg bis in den Brückenpark Müngsten. Jedes Jahr wird nach einem geeigneten Waldstück oder Park gesucht, um in Ruhe die Natur »literarisch zu erwandern«. Stets erhalten jede Autorin und jeder Autor auf einer festgelegten Wanderroute eigene Plätze, wo KollegInnen und Gästen vorgelesen wird. Das Kulturerlebnis wird mit dem Naturerlebnis zusammengebracht. Schon die Suche nach einem Waldstück oder Park ist durchaus als bereichernd zu bezeichnen. Seit dem sehr […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Zoom 2025: »Dein Wort hat Gewicht« Eine Stunde mit Vortrag und Gespräch zur Kultur
Wir leben in einer Zeit, in der die bürgerliche Freiheit als Selbstverständlichkeit gesehen wird, so dass ein gesprochenes oder geschriebenes Wort – Meinung und/oder Anschauung – allzu schnell im »Gewirr unterschiedlicher Äußerungen« untergehen kann. Es geht hier bei uns im FDA NRW also darum, einem jeden gesprochenen und geschriebenen Wort die Freiheit zu verleihen, ein besonderes Gewicht zu erhalten. Gehört und gesehen zu werden – als Einzelner mit dem Gewicht der kulturellen Persönlichkeit – ist in heutiger Zeit etwas von Bedeutung. Aufmerksamkeit für jeden, gerade wenn es um kulturelle Belange geht, die leider oftmals im Schatten der Wirtschaftsdominanz stehen! Die […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Unterwegs im Leichlinger SinnesWald
Die Toleranz war das Thema des diesjährigen Literarischen Spaziergangs, der an verschiedenen Orten, so in Solingen, Remscheid, Hilden und eben auch in Leichlingen veranstaltet wird. Sofern das Wetter mitspielt, kann es auf einer Route – dieses Mal im Leichlinger SinnesWald, der von den rührigen Wicze Braun und Wolfgang Brudes geleitet wird – losgehen. Beide legen immer wieder ein Jahresthema für ihre Kunstausstellung im SinnesWald fest, welcher sich unweit der Leichlinger City rund um den Murbach bei dem Gebäude der alten Spinnerei erstreckt. Von den neun für die literarische Route im SinnesWald am 25.5.2025, Beginn 15 Uhr eingeladenen Autorinnen und Autoren […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Steine, Straßen, Städte oder Das Exil ist wie Beton
Die Akzente gehören zu den ältesten und profiliertesten Literaturzeitschriften hierzulande. 1953 von Walter Höllerer und Hans Bender gegründet, seit 1981 von Michael Krüger und seit 2015 von Jo Lendle herausgegeben, setzt seit Jahresbeginn der Dittrich Verlag – 2024 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet – neue Akzente im Literaturbetrieb. So wurden von Herausgeberin Marietta Thien Erscheinungsbild und Anmutung der dezent in die Jahre gekommenen Publikation beherzt entstaubt, wirken nun leichtfüßig, zugänglich, gegenwärtig. Zudem geht das erste Heft des Jahres 2025 auch thematisch und inhaltlich gleich in medias res und setzt vernehmlich Maßstäbe: EXIL – Steine, Straßen, Städte, ein ambitionierter, beziehungsreicher Titel, […]
Den vollständigen Eintrag lesen »WHO is WITCH oder Die Reise nach Babylon
Ein fragmentarisches Ich tastet nach Zärtlichkeit im Brüchigen, sucht Verbindung zu Freund:innen, zu Orten, Idolen, anderen Spezies – und zu sich selbst. Prekäre Formen des Zusammenseins rücken ins Zentrum, die erschaffen und gleichzeitig in Frage gestellt werden. Gedichte, die Netze verteilter Verletzlichkeit bilden und an der Schwelle zu einem neuen Sprechen stehen. Besser als auf dem Buchrücken des beeindruckenden Gedichtbands reise nach BABYlon von Jennifer de Negri kann man es nicht sagen und deshalb lasse ich es an dieser Stelle auch. Was gesagt werden muss, ist, dass es dem Kölner Verleger Adrian Kasnitz wieder einmal gelungen ist, in seiner parasitenpresse […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Versteh einer die Deutschen oder Nietzsche ist überall
Der Sujet Verlag in Bremen ist, dank Gründer Madjid Mohit, seit nunmehr fast 30 Jahren eine Institution in der deutschen Literaturlandschaft. Der Verleger, der als politischer Flüchtling aus dem Iran kam, wurde für sein Engagement 2015 mit dem renommierten Hermann-Kesten-Preis des PEN und 2024 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet. Der Freiheit des Wortes verpflichtet, gibt er immer wieder Autorinnen und Autoren, die sonst nicht gehört würden, eine Stimme. Der Sujet Verlag zeichnet sich in seinem Programm vor allem durch das aus, was Mohit Luftwurzelliteratur nennt – in Abgrenzung zu dem seines Erachtens eher imitierenden und negativ konnotierten Begriff der Exilliteratur. […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Gesichtsverlusterkennung oder Die Poesie der Neusser Landstraße
Volkmar Mühleis hier noch einmal vorzustellen hieße Eulen nach Athen tragen, ist der ebenso vielschichtige wie vielgesichtige Lyriker und Literat doch mittlerweile ein gern gesehener Gast in unseren Rezensionsgefilden. Nach den beiden Gedichtbänden Fête de la Musique und Das Recht des Schwächeren sowie der Novelle Wasserzeichen ist mit Gesichtsverlusterkennung nun sein viertes Buch im ATHENA-Verlag erschienen, der 1996 von Ralf Duscha in Oberhausen gegründet wurde. Im Zentrum des bemerkenswerten belletristischen Verlagsprogramms steht seit jeher die Veröffentlichung ambitionierter Lyrik in der Reihe edition exemplum. Der Gesichtsverlust ist ein ebenso problematischer wie ubiquitärer Seinszustand, ihn als solchen zu erkennen und literarisch auszugestalten, […]
Den vollständigen Eintrag lesen »Auschwitz und Exil – Kirche und Kunst in Köln-Vingst / Teil 1
Am Montag, dem 27. Januar 2025, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. 80 Jahre nach Auschwitz fühlen sich wieder viele Deutsche von rechtsextremen und rechtspopulistischen Aussagen und Standpunkten angesprochen. Vor diesem Hintergrund macht sich die katholische Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in Köln Vingst/Höhenberg vom 12. Januar bis 23. Februar, dem Tag der Bundestagswahl, mit ihrem Projekt 80 Jahre Auschwitz – ein künstlerisches Plädoyer für Mitmenschlichkeit und Toleranz auf den Weg. Einen Weg, der es, thematisch bedingt, nicht immer leicht macht, den ein kluges Ausstellungskonzept aber einfühlsam und kundig ebnet. Und ein Weg, den St. Theodor nicht alleine […]
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